Barrierefreie Website: Checkliste für deinen Content

Barrierefreie Website: Checkliste für deinen Content

13. November 2024
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Für öffentliche Einrichtungen und staatliche Behörden sind barrierefreie Websites bereits Pflicht. Ab dem 28. Juni 2025 gilt dies auch für die meisten privaten Unternehmen und Organisationen. Das regelt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Ausgenommen sind Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von höchstens 2 Millionen Euro. Selbst wenn wir nicht direkt betroffen sind, so sind es doch viele unserer Kunden. Darum sollten wir als Content-Ersteller die wichtigsten Aspekte der Barrierefreiheit im Auge behalten. – Autorin: Sandra Cremer


Deine Checkliste im Überblick

Barrierefreie Website wird Pflicht: So checkst du deinen Content

Einfache und klare Sprache

Jede Branche hat ihre Fachbegriffe. Es ist auch sinnvoll, diese zu nutzen – solange man unter sich ist. Du darfst aber nicht davon ausgehen, dass deine Zielgruppe nur aus Experten besteht. Verwende daher möglichst eine leicht verständliche Sprache ohne Fachbegriffe und verzichte auf lange, verschachtelte Sätze. Vermeide außerdem Nominalstil und schreibe lieber aktiv statt passiv. Einfache Sprache ist besonders hilfreich für Menschen, die keine deutschen Muttersprachler sind, oder für Personen mit geringerer Bildung. Sie ist jedoch nicht zu verwechseln mit Leichter Sprache. Letztere folgt strengeren Regeln und ist speziell für Menschen mit kognitiven Einschränkungen gedacht.

Strukturierte Inhalte

Wie fändest du ein Buch ohne Kapitel? Wahrscheinlich anstrengend. Was für gedruckte Inhalte gilt, gilt erst recht für Web-Inhalte: Kurze Absätze mit Zwischenüberschriften machen das Lesen angenehmer und leichter. Vor allem, wenn die Seite mobil aufgerufen wird, was immer häufiger der Fall ist. Denk auch an Menschen, die ein Bildschirmleseprogramm (Screenreader) benutzen: Für sie ist eine logische Hierarchie von H1, H2, H3 usw. wichtig. Beide Aspekte sind übrigens auch unter SEO-Gesichtspunkten von Vorteil.

Gut lesbare Schrift

Achte darauf, dass die gewählte Schrift gut lesbar ist, damit die Augen nicht so schnell ermüden. Für digitale Medien sind serifenlose Schriften wie Arial, Verdana oder Helvetica besser geeignet. Die Schriftgröße des Fließtextes sollte mindestens 16 Pixel betragen (Punkt in Pixel umrechnen). Überschriften sollten entsprechend größer sein (H1 32 Pixel, H2 24 Pixel, H3 20 Pixel).

Wichtig ist auch ein ausreichender Zeilenabstand: Er sollte 1,5 bis 2-fach sein. Wenn du Barrierefreiheits-Plugins wie WP Accessibility Helper (für WordPress) verwendest, können die Nutzer dies selbst einstellen. Vermeide außerdem Versalien oder kursive Schriften, da diese die Lesbarkeit beeinträchtigen können.

Alternativtexte und Untertitel

Benutzer von Screenreadern sind darauf angewiesen, dass deine Bilder einen „Alt-Text“ (auch Alt-Tag) haben. Dieser sollte in möglichst wenigen Worten beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Der Screenreader liest diesen Text dann vor. In WordPress und vielen anderen Content-Management-Systemen gibst du den Text direkt beim Hochladen in die Mediathek ein. Dient das Bild nur der Dekoration und hat keinen Informationsgehalt, kannst du darauf verzichten.

Wenn du Audios oder Videos einbindest, solltest du Untertitel anbieten. Dafür gibt es einfache Tools von YouTube, FlexClip oder VEED.IO.

Farbe und Kontrast

Hellgrauer Text auf weißem Hintergrund? Das mag hübsch aussehen, ist aber schlecht lesbar. Achte darauf, dass dein Inhalt ausreichend kontrastreich ist. Das Kontrastverhältnis sollte mindestens 4,5:1 betragen. Das bedeutet, dass der hellste Punkt des Textes 4,5 mal heller sein sollte als der dunkelste Punkt des Hintergrunds (oder umgekehrt). Zur Einordnung: Schwarzer Text auf weißem Hintergrund hat ein Kontrastverhältnis von 21:1.

Du solltest außerdem Informationen nicht nur über Farbe vermitteln, sondern auch durch Muster, Texturen oder Symbole. Das hilft nicht nur farbenblinden Menschen, sondern auch bei schlechten Lichtverhältnissen.

Tastatur statt Maus

Denke daran, dass manche Nutzer keine Maus verwenden können. Menschen mit motorischen oder visuellen Einschränkungen müssen alle Elemente der Website über die Tastatur erreichen können. Dies ist mit der Tabulatortaste, Umschalttaste (Shift) + Tabulatortaste, der Entertaste und den Pfeiltasten möglich. Achte daher auf eine logische Tab-Reihenfolge und darauf, dass das jeweils aktive Element erkennbar ist – zum Beispiel durch eine Umrandung. Mit sogenannten Skip-Links oder Sprungmarken können Nutzer direkt zu bestimmten Inhalten auf der Seite springen, ohne durch andere Bereiche navigieren zu müssen.

Barrierefreie Website: Tools zum Check

Barrierefrei oder nicht? Kostenlose Werkzeuge helfen dir, das zu prüfen: WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool) analysiert Websites, ist aber nur auf Englisch verfügbar. Google Lighthouse kannst du direkt als Chrome-Erweiterung nutzen. Mit Screenreadern wie NVDA (für Windows) oder VoiceOver (für Apple) lässt sich testen, ob die Website für Bildschirmleseprogramme optimiert ist.

Kür statt Pflicht: Freiwillig barrierefrei

Selbst wenn deine eigene Website nicht unter die Regelung fällt: Versuche doch freiwillig etwas für die Barrierefreiheit zu tun. Du zeigst damit deine Wertschätzung gegenüber Menschen mit Einschränkungen. Außerdem sind viele der angesprochenen Punkte auch für alle Nutzer von Vorteil. Nicht zuletzt profitierst du selbst davon, wenn sich möglichst viele Besucher auf deiner Website wohlfühlen und gut zurechtfinden.

PS: Gendergerechte Sprache gilt oft als nicht barrierefrei – zumindest ist das Thema umstritten. Daher ist dieser Artikel nicht gendergerecht formuliert, um die Lesbarkeit für alle zu gewährleisten.



Unsere Autorin

Sandra Cremer

Sandra Cremer

PUNKTSATZSIEG. Konzeption & Text

E-Mail: info@punktsatzsieg.de
Web: www. punktsatzsieg.de

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